Warum die geplanten Reformen den Führerschein verteuern – und wie echte Einsparungen gelingen

Einschätzung der KERN Fahrschule in Würselen:
Warum die geplanten Reformen den Führerschein verteuern – und wie echte Einsparungen gelingen

Die aktuellen Vorschläge zur Reform der Führerscheinausbildung werden oft mit dem Ziel beworben, die Kosten für Fahrschüler zu senken. Basierend auf unserer langjährigen Erfahrung als Fahrschule führen die geplanten Maßnahmen jedoch zum genauen Gegenteil: Sie gefährden die Qualität der Ausbildung und erzeugen am Ende höhere Gesamtkosten durch einen erhöhten Stundenbedarf.


Teil 1: Die Trugschlüsse der geplanten Reformen und ihre kostentreibenden Folgen


1. Online-Theorieunterricht: Gefahr für Qualität und Effizienz

Der Vorschlag: Flexiblerer oder vollständiger Online-Unterricht für die Theorie.

Wir haben bereits während der Corona-Pandemie festgestellt, dass reiner Online-Unterricht nicht funktioniert wie erhofft. Im Präsenzunterricht können wir gezielt auf die individuellen Lernschwächen unserer Fahrschüler eingehen und sicherstellen, dass sie aktiv teilnehmen. Beim Online-Unterricht fehlt diese direkte Kontrolle.

Folge: Unzureichende theoretische Kenntnisse müssen in der Praxis (Fahrstunden) nachgearbeitet werden, was zusätzliche, teure Fahrstunden erfordert. Die so „eingesparten“ Theoriekosten werden durch höhere Praxisstundenkosten überkompensiert.


2. Kürzung der Prüfungszeit und steigende Durchfallquoten: Verlängerte Wartezeiten

Der Vorschlag: Eine Verkürzung der Fahrprüfung, um Kosten und Kapazitäten zu sparen.

Eine kürzere Prüfungsdauer erhöht unweigerlich die Durchfallquote, da sie dem Prüfer weniger Spielraum zur Beurteilung des Gesamtbildes lässt. Aktuell hat der Prüfer die Möglichkeit, bei kleineren Fehlern großzügig zu urteilen, sofern die Gesamtleistung stimmt. Wird die Zeit gekürzt, muss der Prüfer bereits bei kleinsten Anzeichen von Unsicherheit oder Fehlern die Prüfung abbrechen.

Folge: Die Vorstellungskosten zur Prüfung fallen bei steigender Durchfallquote häufiger an, was zu erheblichen Mehrkosten führt. Zudem verschärft eine höhere Durchfallquote den Engpass bei den Prüfterminen der TÜVs, was die Wartezeiten für die Fahrschüler massiv verlängert und durch Auffrischungsstunden verteuert.


3. Laienausbildung: Ein Risiko für Sicherheit und Kosten

Der Vorschlag: Eine stärkere Integration von privaten Fahrten mit Laien (z. B. Eltern) in die Ausbildung.

Fahrlehrer werden acht Monate in Pädagogik ausgebildet und kennen alle aktuellen Paragrafen der StVO genauestens. Ein Laie würde derzeit oft nicht einmal die Theorieprüfung bestehen, das zeigen tägliche Analysen. Laien, mit fehlendem aktuellem Wissen und ohne pädagogische Ausbildung, können die Lernziele einer Prüfungsfahrt nicht erreichen.

Der Leidtragende: Die Fahrschule muss die entstandenen Lücken in der Regel mit noch mehr teuren Fahrstunden füllen.

4. Einsatz von Fahrsimulatoren: Keine Kostensenkung, sondern Realitätslücke

Der Vorschlag: Stärkerer Einsatz von Fahrsimulatoren zur Reduzierung des Bedarfs an realen Fahrstunden.

Der Simulator vermittelt dem Schüler ein falsches Gefühl von Sicherheit und Können. Nach dem Simulator fallen Fahrschüler oft in ein „tiefes Loch“, da die Automatismen in der realen Verkehrssituation nicht sofort anwendbar sind. Sie benötigen zusätzliche Stunden in der Realität. Die Kosten für Anschaffung und Wartung der Simulatoren werden zudem auf die Fahrschüler umgelegt. Es entstehen zusätzliche Ausgaben, nicht weniger.


5. Reduzierung der Sonderfahrten: Ein minimaler Effekt, der die Kosten nicht senkt

Der Vorschlag: Die gesetzlich vorgeschriebene Zahl der Sonderfahrten soll verringert werden.

Hier wären wir einem Kompromiss nicht abgeneigt (z. B. 2x Autobahn und 1x Nachtfahrt). Die rechnerische Ersparnis bei der Reduzierung der Sonderfahrten (6 Stunden bei ca. 5 Euro Aufschlag) beträgt jedoch lediglich ca. 30 Euro. Diese Summe ist im Gesamtkontext der Ausbildung unerheblich und wird durch die oben genannten Punkte (mehr Fahrstunden, höhere Prüfkosten) deutlich überkompensiert.

6. Veröffentlichung von Bestehensquoten: Ein Anreiz für Überstunden

Der Vorschlag: Fahrschulen sollen ihre Bestehens- und Abbrecherquoten auf ihren Websites veröffentlichen.

Der Wettbewerbsdruck, eine hohe Quote (unter 90 % will niemand stehen haben) zu veröffentlichen, zwingt uns, Fahrschüler deutlich länger auszubilden und erst dann zur Prüfung anzumelden, wenn wir uns absolut sicher sind, dass sie bestehen.

Das Resultat: Der Gesamtpreis für den Führerschein steigt durch einen massiv erhöhten Bedarf an Fahrstunden, aber die Quote stimmt.

Teil 2: Unsere Vorschläge für echte und sinnvolle Kostensenkung


Statt an der Qualität der Ausbildung zu sparen, können Kosten durch die aktive Mitwirkung von Fahrschülern und Eltern sowie durch gezielte politische Anreize gesenkt werden:


1. Aktive Vorbereitung durch Mobilität (Eltern in der Pflicht)

Eltern dürfen nicht aus der Verantwortung genommen werden, als Vorbild zu dienen, da sich Kinder das Fahrverhalten der Eltern oft unbewusst aneignen.

  • Fahrrad als Trainingsgerät: Unsere Erfahrung zeigt, dass Fahrschüler, die aktiv Fahrrad fahren und sich so dem realen Straßenverkehr stellen, weniger Fahrstunden benötigen. Wir empfehlen, die Ausbildung aktiv und parallel mit dem Fahrrad zu begleiten, um ein besseres Verständnis für Verkehrsabläufe zu entwickeln.


2. Intelligente Nutzung von Verkehrsübungsplätzen

Der Verkehrsübungsplatz kann ein wertvolles, kostengünstiges Trainingsinstrument sein – aber nur in Absprache mit der Fahrschule.

  • Gezieltes Üben: Wir empfehlen, nach der ersten Fahrstunde, in der das Schalten oder Parken erlernt wurde, dies auf dem Übungsplatz zu festigen.
  • Der Mehrwert: Durch gezieltes, selbstständiges Üben von Grundfertigkeiten können teure Fahrstunden eingespart werden, da die Fahrschule sich auf komplexere Verkehrssituationen konzentrieren kann.


3. Politische Anreize statt Qualitätsabbau

Wenn die Politik die Kostenbelastung des Führerscheins reduzieren möchte, sollte dies direkt und transparent erfolgen:

  • Steuerliche Vorteile: Eine steuerliche Absetzbarkeit oder Förderung der Führerscheinkosten für junge Menschen würde die Familien direkt und substanziell entlasten.
  • Tank- und Mobilitätszuschüsse: Zuschüsse oder zeitlich begrenzte Tankvergünstigungen könnten die Mobilität von Fahrschülern und jungen Fahrern direkt fördern, ohne die notwendige Ausbildungsqualität zu gefährden.

Fazit

Die geplanten Reformen führen unweigerlich zu höheren Kosten und längeren Wartezeiten. Der Führerschein wird teurer, nicht günstiger. Echte Kostensenkung gelingt nur durch die aktive Einbindung von Fahrschülern und Eltern in eine fundierte Vorbereitung sowie durch gezielte finanzielle Entlastung seitens der Politik. Die Verkehrssicherheit muss dabei stets Vorrang vor vermeintlichen Sparbemühungen haben. 

  20. Oktober 2025
Kern Fahrschule

Gottfried Kern
Neuhauser Str. 82, 52146 Würselen

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